Auf den Spuren der Römer – Der Limes, das Weltreich und Wiesbadens Schatzkammer der Antike

Wiesbaden-Mattiacum | 22. Mai 2025 | Jasmin Engel
Vortrag Dr. Daniel Burger-Völlmecke, Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden (SAM) beim Lions-Abend 20. Mai 2025
Limes, Weltreich, Wiesbaden | SAM
Römer | SAM
Harald Koch und Dr. Burger | Club

Wer denkt, Wiesbaden sei nur für seine heißen Quellen und gepflegten Fassaden bekannt, hat bisher noch nicht viel über die Sammlung Nassauischer Altertümer gehört – ein echter Schatz in Wiesbaden für Freunde der Antike und Hobby-Zenturionen.

Der Lions-Club Mattiacum konzentriert sich im Präsidentschaftsjahr von Harald Koch thematisch ganz und gar auf seine Heimatstadt. Am 20.05.2025 kamen die Lions und ihre Gäste daher zu einem lehrreichen Vortrag von Dr. Daniel Burger, archäologischer Kurator der Sammlung nassauischer Altertümer, zusammen. Dr. Burger ließ keinen Zweifel an seiner Passion und berichtete Wissenswertes und Überraschendes über die Sammlung Nassauischer Altertümer – einen wahren Schatz, über den Verein und seine Gründer sowie die Impulse, die aus Wiesbaden für die römische Archäologie ausgingen.

Grenze mit Geschichte: Der Limes

Mitten durch Hessen – und ca. 15 km entfernt von Wiesbaden – verlief der Limes, jene legendäre Grenzlinie des Römischen Reiches, von dem bis heute Bodennachweise zu finden sind. Heute Weltkulturerbe, war der Limes damals mehr als ein Schutzwall und Zollgrenze für Handelswaren. Hier endete das Imperium Romanum – und begann das Neuland. Bis heute ist der Limes noch eine Landmarke und dient als Orientierung zum Beispiel für Flurgrenzen.

Die Sammlung Nassauischer Altertümer

Im Stadtmuseum Wiesbaden, derzeit im Marktkeller beheimatet, findet sich ein echtes Highlight für Fans römischer Geschichte: Ein Teil der Sammlung Nassauischer Altertümer. Was klingt wie eine edle Pralinenmischung, ist in Wahrheit eine der bedeutendsten archäologischen Sammlungen zur Römerzeit in Hessen. Ausgestellt sind 90 der insgesamt 340.000 Objekte (die Mehrzahl sind in Depots in Biebrich, Igstadt und Dotzheim eingelagert oder als Dauerleihgaben an namhafte Museen verliehen). Im SAM begegnen Besucher steinernen Göttern, römischen Schuhnägeln, Münzen aber auch der Nachbildung von römischen Uniformen. Über eine Anekdote mussten die Anwesenden schmunzeln: die Zenturien aus den guten alten Hollywoodfilmen tragen bekanntermaßen Lederpanzer. Dieses Outfit ist Abbildungen zweier römischer Grabsteine aus Wiesbaden nachempfunden – allerdings liegt hier eine Fehlinterpretation vor: es waren nämlich eigentlich Kettenhemden und keine Lederpanzer.

Köpfe mit Köpfchen – Die Macher hinter der Sammlung

Hinter der glanzvollen Sammlung steht eine illustre Schar engagierter Wiesbadener, die im 19. Jahrhundert nicht nur Antiquitäten sammelten, sondern Geschichte bewahrten. Allen voran der Pfarrer und Altertumsforscher Friedrich Gustav Habel, der schon früh römische Fundstellen systematisch dokumentierte – mit der Akribie eines Sherlock Holmes und der Geduld eines Archäologen im Dauerregen. Auch Wilhelm Baur, königlicher Archivrat und eifriger Forscher, trug mit seinem Engagement und Netzwerk dazu bei, dass die Sammlung wuchs und gedeihte.

Ein echtes Schwergewicht in Sachen Limes-Forschung war außerdem der Wiesbadener Fabrikant und Hobbyarchäologe Louis Jacobi. Ihm verdanken wir nicht nur akribische Studien, sondern auch die spektakuläre Wiederherstellung des Römerkastells Saalburg bei Bad Homburg. Als wäre das nicht genug, schaltete sich sogar Kaiser Wilhelm II. ein und machte die Saalburg zum Vorzeigeprojekt wilhelminischer Denkmalpflege. Ein Kaiser, ein Kastell und engagierte Wiesbadener – was für ein Team!

Warum das Ganze? Weil Weltkulturerbe auch Spaß machen darf!

Der Limes ist mehr als nur ein Haufen Steine – er ist ein Zeugnis eines Weltreichs, das bis in den Rheingau ragte. Und mit der Sammlung Nassauischer Altertümer hat Wiesbaden nicht nur die warme Quelle, sondern auch eine sprudelnde Quelle der Geschichte.